Gesellschaftskritik, Humor und Hochkultur gelungen vereint
Kabarettistin Fee Brembeck brillierte bei SPD-Frauentagsveranstaltung
Sie erwies sich als Glücksgriff für den veranstaltenden SPD-Ortsverein: die Kabarettistin Fee Brembeck, die in ihrem eineinhalbstündigen Soloprogramm „Erklär’s mir, als wäre ich eine Frau!“ die Besucher im voll besetzten Festsaal der Sonnbergschule mit ihrem persiflierenden Humor und tieftreffenden Lyrik begeisterte. Vor dem Auftritt der Künstlerin, die von Zeit zu Zeit auch im Fernsehen zu bewundern ist, freute sich die Ortsvereinsvorsitzende Vanessa Bausch, dass es endlich wieder möglich ist, die traditionelle Kulturveranstaltung zum internationalen Frauentag am Wochenende nach dem eigentlichen Tag durchzuführen. 2020 musste man pandemiebedingt ganz verzichten, 2021 hat man im Oktober und im vergangenen Jahr in Juni eingeladen. Ihr besonderer Gruß galt der Gastrednerin, der Kreisvorsitzenden der SPD Rhein-Neckar, Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, und dem Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny. Bausch verwies auf die über hundert Jahre lange Tradition des Frauentags, der seine Wurzeln in der Arbeitnehmerinnenbewegung hat, Gleichberechtigung einfordert und Ungleichheit und Gewalt anprangert. Der Deutsche Gewerkschaftsbund habe den diesjährigen Frauentag unter das Motto gestellt „Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten“ und damit das Problem des dramatischen Fachkräftemangels aufgegriffen. Ihre örtliche SPD wolle an diesem Tag nicht demonstrieren, sondern auf humorvolle Art zeigen, wie wertvoll und wichtig Frauen in der Gesellschaft sind.
Schröder-Ritzrau würdigte die Tradition der Kulturveranstaltung, die ihre Laudenbacher Genossinnen seit 24 Jahren durchführen. Der Aktionstag 8. März sei kein beliebiger Tag und gebe Anlass, auf immer noch bestehende Benachteiligungen hinzuweisen. So betrage der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern immer noch annähernd 20 Prozent, noch gravierender sei der Gap beim Rentenbezug, wo er rund 60 Prozent ausmache und damit Grund sei, dass die Altersarmut insbesondere weiblich sei. In keinem anderen europäischen Industrieland sei dieser Wert höher. Schröder-Ritzrau forderte mit Blick auf die vergifteten Mädchen im Iran auf, nicht wegzusehen, wenn gegen Menschenrechte verstoßen werde. Sie erinnerte an Elisabeth Selbert, die dafür gekämpft habe, die Gleichberechtigung im Grundgesetz zu verankern und zitierte Louise Peters, die bereits im vorletzten Jahrhundert ausgeführt habe: “ Diejenigen, welche selbst an ihre Rechte zu denken vergessen, werden auch vergessen“.
Nachdem Vanessa Bausch den Werdegang der Künstlerin, die mehrfach mit Preisen bedacht wurde, vorgestellt hatte, betrat Fee Brembeck die Bühne und machte ihrem Ruf als „Wundertüte des Kabaretts“ mit ihrer anspruchsvollen Wortakrobatik bereits in den ersten Minuten alle Ehre. Mit viel Humor, gepaart mit reichlich Tiefgang erklärte sie dem Publikum die Welt. Mit Bezug auf die Programmüberschrift beschrieb sie „Mansplaining“ mit dem Beispiel:“ Männer erklären mit viel Selbstbewusstsein und wenig Kompetenz ihren Beruf“. Männer, die in ihrem Programm die Namen Thorsten und Jochen hatten, hielten es auch für notwendig, Frauen die Bedienung eines Telefons zu erläutern. Es sei auch bezeichnend, dass man unterscheide zwischen Fußball und Frauenfußball, Literatur und Frauenliteratur, Sex und gutem Sex, so Brembeck. Männer würden nerven, Frauen aber auch und hier erzählte sie von ihrer Freundin Stefanie, die in der zweieihalbjährigen Pandemiezeit „Achtsamkeit“ als neues Hobby entdeckt habe. Diese sehe vor, dass man die eigenen Bedürfnisse an erster Stelle sehe, was es allerdings auch früher schon unter dem Begriff „Egoismus“ gegeben habe. Sie selbst habe das „typisch weibliche Bedürfnis“, sich für alles entschuldigen zu müssen, wobei „ich offensichtlich überdurchschnittlich intelligent bin“ so Brembeck, die anregte das weibliche Schönheitsideal durch ein Bildungsideal zu ersetzen. Sie verwies auf ihre künstlerischen Anfänge, die sie zu einer der bekanntesten Poetry-Slammerinnen im deutschsprachigen Raum werden ließen und ihr derzeitiges Studium des Operngesangs, das sie als bestes Studium gegen sexuelle Belästigung beschrieb, weil es ertüchtige, laut um Hilfe zu schreien. Ihre bereits erlangte Sangeskunst bewies die Künstlerin mit einer italienischen Arie, die sie allerdings abbrach, weil sie den Eindruck hatte, dass das Publikum keine Italienisch verstehe. Sie sang deshalb „das, was jede Opernsängerin denkt: o was kann ich schön singen“.
Nach der Pause, in der die gastgebende SPD die Besucher zu einem kleinen Imbiss eingeladen hatte, führte die Künstlerin zunächst aus, dass sie als Kabarettistin von Vorurteilen lebe. „Mir ist lieber, wenn ich sie habe, als dass man sie mir entgegenbringt“. Den Verweis auf ihr Theologiestudium verband sie mit vielerlei Vorbehalten, die Männer ihr deshalb entgegenbrachten. Sie empfahl entgegen des herrschenden Schönheitsideals „Iss mehr Kuchen, dann bist Du schwerer zu entführen“ und ging hart ins Gericht mit dem Fernsehformat „GNTM“ mit Heidi Klum, das sie als menschenverachtend beschrieb und dies auch mit Essstörungen der teilnehmenden Mädchen begründete. Zum Abschluss bot sie mit „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ nochmals Gesang und veranschaulichte dabei auf köstliche Weise die Bedeutung der Bewegung beim Gesang. Das begeisterte Publikum forderte eine Zugabe und Brembeck kam dem mit einem „Mutmachgedicht“ nach. Vanessa Bausch dankte der Künstlerin für einen extrem unterhaltsamen Abend und allen Helferinnen, allen voran Schriftführerin Ulrike Wagner, sowie dem Verein „Kulturnetz Mannheim“ für die Vermittlung des hochkarätigen Gastspiels.